Montag, 10. Januar 2011

Denn was ist der Mensch ohne Natur?

Heute ist es fast drei Monate her, seitdem ich ins Flugzeug gestiegen bin und nach Montréal aufgebrochen bin. Die Zeit bis jetzt ist wunderbar gelaufen und ich liebe Montréal, denn die Stadt hat einen Herzschlag und den spüre ich jeden Tag aufs Neue.
Trotzdem war das letzte Wochenende das Beste, was ich machen konnte, gerade WEIL es außerhalb von Montréal stattfand.
Genauer gesagt, in dem Winzdorf St.Mathieu-du-Parc. 143 km von unserer Wohnungstür entfernt und mitten im Wald! Weit weg von "Möchte Sie einen großen, kleinen oder mittleren Kaffee?", und meinem Viertel mit den vereisten Bürgersteigen und den Wolkenkratzern am Ende der langen Straße. Nur die Natur, der Winter, die Sonne und WIR! Wir, das waren für dieses Wochenende 22 Mädchen von 12-25 Jahren und mein Mitbewohner Martin und ich. Wir Männer waren für die Küche zuständig und für die Sauberkeit im Haus und die Mädels waren eigentlich die ganze Zeit draußen und haben ihr Pfadfinderinnenwochenende genossen.
Naja, weil der Bus der Mädels Verspätung hatte, haben Martin und ich auch SEHR kräftig mitgeholfen Iglus zu bauen, denn die Pfadfinderinnen wollten am Samstag Abend darin schlafen und weil die Quinzis (Schneeiglus) über Nacht gefrieren müssen, konnten wir alle erst ins Bett gehen, wenn alles soweit gefrierfertig ist. Also haben Martin und ich 2 Stunden alleine, bevor, die Mädels ankamen, Schnee aufgeschippt und festgetrampelt...Hört sich ja leicht an, aber der Schnee war bereits vor 4 Tagen gefallen und gefroren...Leute, der Muskelkater ist erst HEUTE zum Vorschein gekommen, als ich eben mein Abendbrot zubereiten wollte und ein Stück Käse abschneiden wollte und mein rechter Oberarm einfach abgeklappt ist...Ich hab erstmal einen Lachanfall bekommen und mir dann ein Erdnussbutterbrot gemacht. Vielleicht kann ich das Messer morgen aus dem Käse (naja, eher "gelben -Fettblock-namens-"Cheddar") befreien ;-)
Ich habe dieses Wochenende aber nicht nur gekocht, abgewaschen und entspannt, ich habe auch sehr viel gelernt dieses Wochenende! Zum Beispiel, wie man mit Raquettes Schnee platttrampel, damit daraus ein Iglu/ Quinzi wird. Raquettes sind diese komischen Tennischschläger, die man sich unter die Füße schnallt und durch den Schnee wandert und die ich bisher nur aus den Donald-Duck-Comics kannte.
Ich weiß jetzt auch, dass Taschenlampen, die man sich um den Kopf schnallt äußerst praktisch sind,vor allem in Gebieten dieser Welt, die mit Wald übersäht sind und in denen es ab 16Uhr dunkel wird. Dann hat man nämlich beide Hände frei um bei Gepäckketten zu helfen, den Bus schneller auszuladen oder Schnee aufzuschippen und man kann sich besser am Schwimmreifen festhalten, während man einen 100m langen Abhang runterdüst... *undichhabmirnichtsgebrochen
juchuuuuuuuuu*
Und die Iglus sind wirklich gut geworden! Samstag Abend haben wirklich viele Mädchen draußen übernachtet und kein Iglu/Quinzi ist eingestürzt!
 Was mich wirklich beeindruckt hat, war das Gemeinschaftsgefühl, das in der Gruppe herrschte. Ich weiß nicht, ob das von den Regeln und Motti kommt, die jedes Mitglied lernt, vielleicht auch von den Liedern oder weil das ganze Wochenende so rund war, aber es hat mich wirklich berührt, dass jedes Mädchen für jedes Mädchen da war. Es gab kein "Lagerarsch", so wie ich es von vielen Freizeiten kenne. Und auch das pädagogische Konzept hat mich ziemlich begeistert, weil es so ungezwungen daherkommt. Weil die Teilnehmerinnen sehr sehr autonom in ihren Gruppen sind, haben die Leiter nicht diese "Animateur-Rolle", von wegen "Wir bespaßen euch, weil eure Eltern dafür bezahlt haben" sondern sind viel mehr Ratgeber. Sehr cool!


Bei aller Begeisterung und Integration ins Campleben habe ich die Geburtstagskinder Mona und Laura natürlich nicht vergessen. Weil aber nur die Notrufe auf unseren Handys funktionierten und an Internet ÜBERHAUPTNICHT zu denken war, kommen meine Geburtstagsgrüße verspätet: Liebe Mona und Laura, ich wünsche euch beiden alles Gute und Liebe! Ich habe extra das Geburtstagsschild für euch beide mitgenommen, weil ich dachte, so kann ich das ein bisschen gutmachen, dass ihr meine Grüße erst jetzt bekommt! Fühlt euch umarmt! Ich hoffe, ihr hattet eine schöne Party und Christian E. und Inga haben gut gesungen ;-)

Jetzt habe ich wieder genügend Energie, um morgen mit einem Lachen in den Großstadtjungle zu starten. Am Mittwoch beginnt das Wasserballtraining endlich wieder und ich freue mich wirklich darauf endlich wieder mit einem Ball durchs Wasser zu pflügen!
Ich verabschiede mich an dieser Stelle mit einem kleinen Suchspiel: WO IST WALTER? ;-p

Vielen Dank für eure lieben Mails, Postkarten und Aufmerksamkeiten!

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